Struktur- und Funktionsmodell in Aktion
Um sowohl das Struktur- als auch das Funktionsmodell besser zu verstehen, sollen die nachfolgenden Reflektionsfragen dich dabei unterstützen. Im Text «Struktur- und Funktionsmodell zur Beschreibung intrapsychischer und zwischenmenschlicher Prozesse» findest du die beiden Modelle näher beschrieben.
Übung 1: Strukturmodell – unsere innere Struktur
Ziel: Die eigenen Ich-Zustände und deren Prägung besser verstehen.
1. Nimm dir ein Blatt und einen Stift, um folgende Fragen zu beantworten:
- Eltern-Ich-Zustand: Welche Werte, Regeln oder Überzeugungen habe ich von meinen Eltern oder anderen Bezugspersonen übernommen? (z. B. «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.» «Beim Essen werden die Ellbogen nicht auf den Tisch gestellt.»)
- Kind-Ich-Zustand: An welche Situationen oder Gefühle aus meiner Kindheit erinnere ich mich besonders? Wann fühle ich mich heute wie das Kind, das ich einmal war? Wie alt fühle ich mich dann jeweils?
- Erwachsenen-Ich-Zustand: In welchen Situationen gelingt es mir, losgelöst von der Vergangenheit und elterlichen Prägungen im Hier und Jetzt zu sein und auf meine Art zu denken, fühlen und handeln?
2. Zeichne ein Diagramm mit drei Kreisen (EL, ER, K) und notiere dir stichwortartig die Inhalte, die du den einzelnen Ich-Zuständen zuordnest.
Übung 2: Funktionsmodell – unser Ausdruck
Denke an eine kürzliche Interaktion, in der du emotional reagiert hast.
1. Beschreibe die Situation:
- Was hast du gesagt?
- Wie hast du dich dabei nach aussen verhalten?
2. Ordne dein Verhalten einer der Kategorien des Funktionsmodells zu (vgl. dazu Text «Struktur- und Funktionsmodell zur Beschreibung intrapsychischer und zwischenmenschlicher Prozesse»)
- War dein Verhalten nährend oder strukturierend (analog kritisch), hast du klare Grenzen gesetzt oder warst du vielleicht auch einengend (Eltern-Ich)?
- Hast du dich der Situation angemessen verhalten (Erwachsenen-Ich)?
- War deine Reaktion spontan, fröhlich, rebellisch oder angepasst (natürliches/freies oder angepasstes Kind-Ich)?
3. Überlege dir, wie deine Reaktion/dein Verhalten anders hätte ausfallen können. Welche Alternative könnte zu einem positiveren Ergebnis führen?
Übung 3: Funktionsmodell versus Strukturmodell
Basierend auf deinen Überlegungen aus der Übung 2, richte nun den Blick nach innen. Wie war dein Erleben? Wie du dich gegen aussen gezeigt hast (nährendes EL-Ich, angepasstes K-Ich, etc.) bist du dir bewusst (Funktionsmodell). Aber wie sah deine innere Struktur aus? In welchem Ich-Zustand warst du?
Um dir dies an einem Beispiel zu veranschaulichen:
Möglicherweise habe ich mich mit meinem Verhalten gegen aussen in einem negativen strukturierenden (analog kritischen) Eltern-Ich gezeigt, war streng und habe das Gegenüber kritisiert. Innerlich empfand ich aber Unsicherheit und Angst. Ich fühlte mich wie als 4-jähriges Mädchen, das sich auf irgendeine Weise gegen aussen versuchte zu schützen und um diese Angst nicht zu zeigen.
Es empfiehlt sich, deine Reflektionserkenntnisse mit einer Person deines Vertrauens zu diskutieren und euch darüber auszutauschen.
Verfasst von Eleonora Savides Kursleiterin TA Schweiz